Plötzlich sind sie da – winzige Fischbabys, die durchs Aquarium wuseln. Für Anfänger ist das ein faszinierender Moment, aber auch eine große Verantwortung. Denn nicht alle Jungfische überleben ohne Hilfe. Manche Arten bringen ständig Nachwuchs, andere nur unter besonderen Bedingungen. Damit deine Babys die besten Chancen haben, solltest du wissen, wie man sie schützt, richtig füttert und welche Fehler unbedingt zu vermeiden sind.
1. Arten von Fisch-Nachwuchs
1.1 Lebendgebärende (z. B. Guppys, Schwertträger, Mollys)
- Babys sind sofort schwimmfähig
- Können von Anfang an selbstständig Nahrung aufnehmen
- Bekommen oft sehr viele Junge auf einmal (10–100 Babys pro Wurf)
1.2 Eierlegende (z. B. Neonsalmler, Skalare, Panzerwelse)
- Eier werden an Pflanzen, Wurzeln oder Substrat abgelegt
- Eltern schützen die Eier manchmal, oft aber nicht. Gerade, wenn sie das erste Mal Eier haben und noch unerfahren sind, schützen sie den Nachwuchs wenig bis gar nicht.
- Jungfische sind nach dem Schlupf sehr klein und brauchen spezielles Futter
2. Erste Gefahr: Werden die Babys gefressen?
Viele Anfänger sind schockiert, wenn die Eltern oder andere Aquarienbewohner den Nachwuchs jagen. Das ist völlig normal – in der Natur gehört es zum Überlebenskampf.
- Guppys & Co. fressen ihren eigenen Nachwuchs.
- Buntbarsche und Skalare können zwar Brutpflege betreiben, aber bei Stress fressen auch sie die Eier.
👉 Lösung: Frühzeitig Schutz bieten (z. B. dicht bepflanztes Becken oder Aufzuchtkasten).
3. Mutter im Aufzuchtkasten – ja oder nein?
Viele Anfänger setzen das trächtige Weibchen in einen Ablaichkasten. Das kann sinnvoll sein, aber:
- Vorteil: Babys werden direkt geschützt.
- Nachteil: Die Mutter steht unter großem Stress in der engen Box, was zu Fehlgeburten oder Krankheit führen kann.
👉 Besser: Weibchen kurz vor der Geburt in den Ablaichkasten setzen und direkt nach der Geburt zurück ins Hauptbecken.
4. Aufzuchtbecken oder Hauptbecken?
4.1 Aufzuchtkasten / Ablaichnetz
Ein Ablaichkasten ist die schnelle Lösung, wenn plötzlich Nachwuchs da ist. Er wird ins Hauptbecken gehängt und nutzt das vorhandene Wasser. Doch nicht jeder Ablaichkasten ist geeignet. Darauf solltest du achten:
- Wasserzirkulation:
Babys brauchen frisches, sauerstoffreiches Wasser. Ein guter Ablaichkasten hat feine Schlitze oder Netzgewebe, durch die Wasser aus dem Hauptbecken ständig nachströmt. So entsteht kein „stehendes Wasser“. - Sauerstoffversorgung:
Modelle mit integrierter Luftpumpe oder Anschluss für einen Luftschlauch sind ideal. Dadurch wird das Wasser bewegt und die Sauerstoffzufuhr verbessert. - Sicherer Abstand:
Die Schlitze dürfen nicht zu groß sein, sonst können Babys durchschlüpfen oder eingesaugt werden. - Stressfreiheit:
Achte darauf, dass die Box groß genug ist. Zu kleine Ablaichkästen führen zu Stress bei der Mutter und später bei den Babys.
💡 Empfehlung: Marina Ablaichkasten
4.2 Separates Aufzuchtbecken – die beste Lösung
Ein eigenes Aufzuchtbecken (ca. 20–30 l) gibt dir die volle Kontrolle über Fütterung und Wasserqualität.
Damit die Babys überleben, solltest du auf Folgendes achten:
- Sanfte Filterung
- Am besten ein Schwammfilter mit Luftheber → erzeugt nur wenig Strömung, saugt keine Babys ein
- Alternative: Hängefilter mit Vorfilter-Schwamm
- Zirkulation & Sauerstoff
- Wichtig: leichte Wasserbewegung, damit Sauerstoff überall ankommt
- Keine starke Strömung – Babys ermüden schnell
- Heizung
- Konstante Temperatur (meist 24–26 °C, je nach Art)
- Kleine Stabheizer (25–50 W) sind ideal
- Beleuchtung
- Nicht zu stark, besser schwach und mit Pflanzen kombiniert
- Schwimmpflanzen spenden Schatten und Sicherheit
- Einrichtung
- Kahle Becken sind pflegeleicht, aber stressig für die Babys
- Tipp: Javamoos, Hornkraut oder Mooskugeln einbringen → bieten Verstecke und Infusorien als Zusatzfutter
💡 Empfehlenswerte Aufzuchtbecken:
- Dennerle NanoCube 30L → Klassiker, stabil und gut für Anfänger
4.3 Im Gesellschaftsbecken lassen
Für viele Anfänger stellt sich die Frage: Muss ich unbedingt einen Ablaichkasten oder ein extra Aufzuchtbecken haben? Die Antwort: Nein – aber es überleben nur wenige Jungfische. Ob das sinnvoll ist, hängt stark von deiner Fischart, Beckengröße und Einrichtung ab.
Vorteile
- Kein zusätzliches Becken oder Technik nötig
- Weniger Stress für die Mutter (sie bleibt in gewohnter Umgebung)
- Natürliche Auslese: Nur die stärksten Babys überleben
- Sehr spannend zu beobachten, wenn sich die Kleinen im Becken durchschlagen
Nachteile
- Deutlich geringere Überlebensrate
- Eltern und Mitbewohner fressen viele Babys
- Futter kommt nicht immer bei den Kleinen an
- Gefahr durch Filtereinzug
Voraussetzungen für Überleben im Gesellschaftsbecken
- Dichte Bepflanzung
- Javamoos, Hornkraut, Wasserpest, Schwimmpflanzen → bieten Verstecke und Nahrung (Infusorien).
- Je mehr feingliedrige Pflanzen, desto höher die Überlebenschance.
- Struktur im Becken
- Wurzeln, Steine und Höhlen schaffen Rückzugsräume.
- Babys halten sich gerne in schattigen, geschützten Zonen auf.
- Filter sichern
- Ansaugkorb mit Schwamm oder feiner Filterpatrone abdecken.
- Sonst werden die Kleinsten eingesaugt.
- Gezieltes Füttern
- Staubfutter oder Artemia-Nauplien punktuell ins Pflanzendickicht geben.
- Sonst fressen die großen Fische alles weg.
- Art- und Besatzabhängigkeit
- Lebendgebärende wie Guppys → Babys sind schon relativ robust, überleben bei guter Bepflanzung.
- Eierleger wie Neonsalmler → hier ist die Überlebenschance extrem gering ohne Extra-Schutz.
Für wen ist diese Methode geeignet?
- Für Aquarianer, die nicht alle Babys aufziehen wollen (z. B. Guppys vermehren sich sehr stark).
- Für Anfänger, die erst einmal beobachten möchten, wie sich Fischbabys entwickeln.
- Für kleine Würfe oder Arten, die ohnehin oft Nachwuchs bekommen.
👉 Wichtig: Wenn du deine Babys im Hauptbecken lässt, musst du dich darauf einstellen, dass nur ein Bruchteil überlebt. Wer gezielt viele Jungtiere großziehen möchte, kommt um ein separates Aufzuchtbecken nicht herum.
💡 Praxis-Tipp:
Manche Aquarianer kombinieren die Methoden:
- Babys dürfen im Gesellschaftsbecken geboren werden.
- Sobald sie sichtbar sind, werden ein paar mit einem feinen Kescher ins Aufzuchtbecken umgesetzt.
- So spart man Stress für die Mutter und hat trotzdem eine kleine, kontrollierte Gruppe.
5. Futter für Fischbabys
5.1 Direkt nach der Geburt
- Lebendgebärende: sofort feines Staubfutter oder Artemia
- Eierlegende: erst wenn der Dottersack aufgebraucht ist
5.2 Geeignete Futtersorten
- Staubfutter (z. B. Sera Micron)
- Artemia-Nauplien (sehr nahrhaft, Bewegungsreiz)
- Infusorien (selbst züchtbar, für winzige Arten)
- Zerbröseltes Flockenfutter ab einer gewissen Größe
💡 Empfehlung: JBL ArtemioSet – Artemia-Aufzucht
5.3 Fütterungsrhythmus
- 3–5x täglich in kleinen Portionen
- Immer auf Wasserqualität achten → Reste absaugen
6. Wasserqualität und Filterung
- Jungfische sind extrem empfindlich gegenüber Nitrit und Ammonium
- Kleine, regelmäßige Wasserwechsel (10–15 % alle paar Tage)
- Schwammfilter oder Vorfilter auf den Ansaugkorb setzen → verhindert Einsaugen
7. Wohin mit den Babys, wenn sie groß werden?
Das ist einer der wichtigsten Punkte:
- Guppys & Co. vermehren sich rasend schnell – plötzlich hast du 50–100 Babys.
- Überbesatz führt zu Stress, Krankheiten und Algenproblemen.
Möglichkeiten:
- Abgabe an den Fachhandel (manche Zoohandlungen nehmen Jungfische gegen Futtergutscheine).
- Verschenken oder Tauschen über Kleinanzeigen oder Aquaristik-Gruppen.
- Eigenes Zuchtbecken aufbauen, wenn du gezielt züchten möchtest.
👉 Plane rechtzeitig, bevor dein Aquarium überfüllt ist.
8. Stress vermeiden – für Mutter & Babys
- Mutter nicht zu lange im Ablaichkasten lassen
- Keine hektischen Bewegungen im Becken
- Beleuchtung nicht zu lange anlassen – Rückzugsorte sind wichtig
- Ruhige, dichte Bepflanzung = sicherer Lebensraum
9. Häufige Fehler von Anfängern
- ❌ Zu viele Babys behalten → Aquarium kippt schnell
- ❌ Mutter dauerhaft im Ablaichkasten → Stress, Krankheiten
- ❌ Falsches Futter → Babys verhungern trotz voller Dose
- ❌ Keine Wasserwechsel → schnelle Verluste
10. Gefahr von Inzucht im Aquarium
Wenn du Fischbabys im Aquarium großziehst, besteht langfristig die Gefahr von Inzucht, vor allem bei lebendgebärenden Arten wie Guppys, Mollys oder Schwertträgern.
Warum entsteht Inzucht?
- In einem geschlossenen Aquarium ist der Genpool sehr klein.
- Nachwuchs stammt meist von denselben Eltern oder nahen Verwandten.
- Ohne neue Blutlinien paaren sich Geschwister oder Eltern mit Kindern.
Folgen von Inzucht
- Schwächere Jungfische: Kleinwuchs, verformte Flossen oder gekrümmte Wirbelsäulen.
- Krankheitsanfälligkeit: Eingeschränktes Immunsystem, höhere Sterblichkeitsrate.
- Weniger Vitalität: Farben verblassen, Fortpflanzungsfähigkeit sinkt.
Wie kannst du Inzucht vermeiden?
- Regelmäßig neue Tiere zukaufen
- Alle 6–12 Monate ein bis zwei Tiere derselben Art aus einer anderen Quelle einbringen (Fachhandel, Züchter, andere Aquarianer).
- So bleibt die genetische Vielfalt erhalten.
- Nachwuchs gezielt abgeben
- Nicht alle Babys behalten, sonst verpaart sich der Nachwuchs nach wenigen Monaten untereinander.
- Abgabe an Zoohandlungen oder über Kleinanzeigen ist eine gute Lösung.
- Bestand bewusst klein halten
- Überlege dir vorher, wie viele Tiere langfristig Platz haben.
- Wer nicht züchten möchte, kann auch nur gleichgeschlechtliche Gruppen halten (z. B. reine Männchen bei Guppys).
- Auf Qualität achten
- Am besten Tiere von unterschiedlichen Züchtern oder Fachhändlern kombinieren.
- Bei „Billig-Angeboten“ aus Großmärkten ist die Inzuchtgefahr oft schon sehr hoch.
💡 Fazit zur Inzucht:
Gerade Guppys vermehren sich extrem schnell – wenn du einfach alle Babys behältst, ist Inzucht nach wenigen Generationen unvermeidlich. Plane deshalb rechtzeitig, wie du neue Gene in die Gruppe bringst und überschüssige Jungfische abgibst. So bleiben deine Tiere gesund, farbenfroh und langlebig.
Wie viele Fischbabys überleben im Gesellschaftsbecken?
→ Meist nur wenige, abhängig von Bepflanzung und Mitbewohnern.
Braucht man ein Aufzuchtbecken?
→ Nicht zwingend, aber für viele Jungtiere sehr empfehlenswert.
Was fressen Fischbabys?
→ Staubfutter, Artemia-Nauplien oder zerkleinertes Flockenfutter.
Besteht Inzucht-Gefahr bei Fischbabys?
→ Ja, vor allem bei Guppys – neue Tiere einbringen verhindert genetische Probleme.
Fazit
Nachwuchs im Aquarium ist ein spannendes Erlebnis, aber erfordert Verantwortung. Schaffe Verstecke, sorge für spezielles Futter und plane frühzeitig, wie du mit den Jungfischen umgehst. So wird aus dem „Hilfe!“ schnell ein Erfolgserlebnis, das dich stolz auf dein Aquarium macht.