Nach dem aufregenden Einzug deiner ersten Fische beginnt eine ebenso spannende Phase: die ersten Wochen im Aquarium. Jetzt entscheidet sich, ob deine Tiere gesund bleiben, sich wohlfühlen und ob dein Becken dauerhaft stabil läuft. Während Kapitel 6 den Fokus auf das Einsetzen der Tiere gelegt hat, geht es hier um das Leben mit den neuen Bewohnern – von Fütterung über Beobachtung bis zu den ersten Routinen in der Pflege.
1) Eingewöhnungsphase nach den ersten Tagen
Deine Fische haben die ersten 24–48 Stunden im neuen Zuhause hinter sich – die kritische Transportzeit ist überstanden. Jetzt beginnt die Phase, in der sich die Tiere dauerhaft einleben.
- Schwarmfische wie Neons oder Guppys zeigen nun ihr typisches Verhalten: Sie schwimmen gemeinsam und erkunden das Becken.
- Bodenbewohner wie Panzerwelse fangen an, den Bodengrund systematisch abzusuchen.
- Revierbildende Arten (z. B. Zwergbuntbarsche) können erste Abgrenzungen zeigen. Das ist normal, solange keine aggressiven Kämpfe auftreten.
💡 Beobachte in dieser Phase genau: Schwimmen die Fische aktiv? Nutzen sie den gesamten Beckenbereich? Apathisches Verhalten oder dauerhaftes Verstecken sind Warnsignale.
2) Fütterung in den ersten Wochen
Während in Kapitel 6 nur die ersten vorsichtigen Futtergaben erwähnt wurden, kannst du nun langsam Routinen aufbauen.
- Menge: Gib nur so viel, wie in 2–3 Minuten gefressen wird.
- Rhythmus: Ein- bis zweimal täglich füttern reicht völlig.
- Abwechslung: Ab der zweiten Woche kannst du Frostfutter (z. B. Artemia, Mückenlarven) oder Lebendfutter einbauen. Das stärkt die Farben und macht die Tiere aktiver.
- Futterzonen beachten:
- Oberflächenfutter (Flocken, schwimmende Pellets) für Guppys & Platies
- Sinkfuttertabletten für Welse & Garnelen
- Schwebendes Granulat für Salmler
👉 Einsteiger-Futtersets wie das JBL Novo oder TetraMin eignen sich, um gleich mehrere Futterarten parat zu haben.
💡 Pro-Tipp: Füttere auch mal einen Tag gar nicht. Ein Fastentag entlastet Wasser und Filter.
3) Wasserpflege & Stabilisierung
Jetzt kommt die zweite kritische Phase: Obwohl das Aquarium „eingefahren“ ist, können Wasserwerte noch schwanken. Grund ist die Anpassung der Bakterienpopulation an die steigende Belastung durch Fische und Futterreste.
- Teilwasserwechsel: Starte mit wöchentlichen Wasserwechseln von 20–30 %.
- Filterpflege: Lass den Filter in Ruhe arbeiten. Eine Reinigung ist in den ersten Wochen tabu – sonst verlierst du wichtige Bakterien.
- Nitrit-Check: Miss weiterhin alle 2–3 Tage Nitrit (NO₂). Auch nach dem Ersteinsatz kann es noch einmal ansteigen.
- Pflanzenwachstum: Wenn deine Pflanzen schon kräftig treiben, helfen sie bei der Stabilisierung. Sonst kannst du mit einem Basisdünger (z. B. Dennerle V30) nachhelfen.
👉 Nutze unser Wasserwerte-Tool, um deine Werte zu protokollieren und zu sehen, ob alles im grünen Bereich bleibt.
4) Beobachten & Lernen
Die ersten Wochen sind auch deine Lernphase als Aquarianer. Indem du deine Tiere genau beobachtest, entwickelst du ein Gefühl für Normalverhalten und erkennst früh, wenn etwas nicht stimmt.
- Farbintensität: Gesunde Fische zeigen kräftige Farben. Blasse Färbung = Stress.
- Aktivität: Schwimmen die Tiere munter durch das Becken, oder verstecken sie sich permanent?
- Atmung: Ruhige, gleichmäßige Kiemenbewegungen sind normal. Hektisches Atmen deutet auf Sauerstoffmangel oder Schadstoffe hin.
- Soziales Verhalten: Schwarmfische bilden dichte Gruppen, während Garnelen den Bodengrund gründlich abgrasen.
Typische Anfängerbeobachtungen:
- Erste Algenbeläge auf Steinen oder Scheiben – normal, einfach mit einem Scheibenmagneten entfernen.
- Kleine Bakterienblüten (leichte Trübung) – meist nach 1–2 Wochen verschwunden.
- Dominantes Verhalten einzelner Tiere – solange keine Verletzungen entstehen, gehört das dazu.
5) Der nächste Schritt: Mehr Besatz oder Geduld?
Viele Einsteiger sind nach den ersten zwei Wochen versucht, sofort neue Tiere einzusetzen. Doch hier gilt: Langsam ist besser.
- Warte mindestens 1–2 Wochen nach dem Einsetzen der ersten Gruppe, bevor du weitere Tiere dazugibst.
- Steigere die Anzahl schrittweise. Beispiel: 10 Neonsalmler in Woche 1 → weitere 6–8 Corydoras in Woche 3.
- Nutze die Zeit, um zu prüfen, ob die vorhandenen Fische gesund bleiben und ob dein Filter die Belastung schafft.
Auch Wirbellose wie Garnelen oder Schnecken kannst du jetzt einsetzen. Sie helfen, Futterreste zu verwerten und Algen im Zaum zu halten.
👉 Einsteigerfreundliche Arten wie Red Fire Garnelen oder Posthornschnecken findest du in fast jedem Fachhandel – robust und pflegeleicht. Auch online sind einige Tiere zu erwerben z.B. bei Garnelio.de
6) Praxis-Tipps für Anfänger
Damit du schnell Routinen entwickelst, helfen dir ein paar einfache Tricks:
- Mulmglocke nutzen: Entferne Futterreste beim Wasserwechsel → sauberes Becken, weniger Nitrit.
- Futterautomat überlegen: Gerade wenn du mal nicht zu Hause bist, füttert er zuverlässig kleine Mengen. Empfehlenswert sind Modelle von Eheim oder JBL.
- Pflegekalender führen: Lege feste Tage fest – z. B. Sonntag = Wasserwechsel, Mittwoch = Wasserwerte messen -> kannst du auch mit unserem kostenlosen Aquariumtool
💡 Tipp: Ein kleines Notizbuch oder unsere Online-Tools helfen dir, den Überblick zu behalten.
7) Typische Anfängerprobleme in den ersten Wochen
Auch wenn du alles richtig machst, können kleine Probleme auftreten:
- Algenwachstum: Gehört dazu, pendelt sich meist von allein ein.
- Trübes Wasser: Meist ungefährlich, Geduld haben.
- Nitritpeak: Ernstzunehmend – sofort Wasserwechsel durchführen, Fütterung reduzieren.
- Stress im Schwarm: Prüfe, ob zu wenige Tiere einer Art vorhanden sind. Beispiel: 3 Neons → Stress. Mindestens 10 Tiere = Wohlfühlen.
8) Fazit – dein Aquarium wird lebendig
Die ersten Wochen mit deinen Fischen sind der Übergang vom „leeren Becken“ zum lebendigen Ökosystem. Jetzt lernst du deine Tiere kennen, entwickelst Routinen und bekommst ein Gefühl für Wasserpflege.
- Baue Fütterungsroutinen auf.
- Beobachte das Verhalten deiner Tiere genau.
- Führe regelmäßige Wasserwechsel durch.
- Geduld: Erweiterung des Besatzes nur schrittweise.
Wenn du diese Punkte beachtest, meisterst du die ersten Wochen stressfrei – und dein Aquarium entwickelt sich zu einem stabilen, gesunden Lebensraum.